Wo die Alpen enden
Zwischen Beschaulichkeit und Ronald McDonald
Die Geschichte des alpinen Tourismus reicht weit zurück. Man könnte bei grosszügiger Auslegung schon Hannibal der Antike als ersten Pionier anführen. Diejenigen, die den Tourismus im Alpenraum tatsächlich zu einem Wirtschaftsfaktor entwickelten, waren im 19. Jahrhundert die Briten. In der Schweiz entdeckten sie eine Landschaft, die ihre romantischen Sehnsüchte befriedigte. Seit die Engländer die ungestüme Kraft der Berge als Reiseziel entdeckt haben, sind fast zwei Jahrhunderte vergangen und das Ungestüme wurde zugunsten des Wirtschaftlichen gezähmt.
Zwischen Beschaulichkeit und Ronald McDonald
Die Geschichte des alpinen Tourismus reicht weit zurück.
Man könnte bei grosszügiger Auslegung schon
Hannibal der Antike als ersten Pionier anführen. Diejenigen,
die den Tourismus im Alpenraum tatsächlich
zu einem Wirtschaftsfaktor entwickelten, waren im
19. Jahrhundert die Briten. In der Schweiz entdeckten
sie eine Landschaft, die ihre romantischen Sehnsüchte
befriedigte. Seit die Engländer die ungestüme Kraft der
Berge als Reiseziel entdeckt haben, sind fast zwei Jahrhunderte
vergangen und das Ungestüme wurde zugunsten
des Wirtschaftlichen gezähmt. Aus ökonomensicht
teilt sich die Gebirgslandschaft heute in zwei Kategorien:
Auf der einen Seite diejenigen Orte, die gezwungen sind,
ihre hochtourige Tourismusmaschinerie ständig noch
besser zu schmieren, weil sie in eine gefährliche Abhängigkeit
zu diesem Wirtschaftszweig geraten sind. Auf der
anderen Seite stehen Bergdörfer, die in den letzten 50
Jahren ihre traditionelle Existenzbasis, die Agrarwirtschaft,
verloren haben und versuchen, als Alternative zu
den grossen Tourismusorten neue Erwerbsgrundlagen
zu schaffen. Zu Besuch in zwei Welten.
Auf schmalen kurvenreichen Strassen kämpft der
Car sich zielstrebig zwischen bedrohlich steilen Abhängen
empor zum Thermalbad Leukerbad - für die
französischsprachigen Gäste klangvoll Loche-les-
Bains genannt. Oben auf 1400 Meter Höhe leben
1.500 Einwohner, die sich emsig bemühen, aus der Anwesenheit
von Erholungssuchenden Wert zu schöpfen.
Das naturgegebene Kapital besteht aus einer unablässig
sprudelnden Thermalquelle, die sich in 30 öffentliche
und private Bassins ergiesst. 2008 zählte man in den
8.400 Gästebetten 870.000 übernachtungen. Und
fünf Parkhäuser im Dorf bieten Platz für insgesamt
1.350 Autos.
Nur wenige Kilometer von Leukerbad entfernt,
auf 1228 Meter Höhe liegt das 300-Seelen-Dorf Erschmatt.
In zwanzig Minuten fährt uns der Kleinbus
von Leuk ins Dorf hinauf. An Werktagen bedient die
Linie die Gemeinde sieben Mal. Wer zur Unzeit kommt
- beispielsweise am Sonntag - muss sich den Bus eine
Stunde im Voraus telefonisch bestellen. Obwohl auch
diese Fahrt atemberaubende Blicke weit ins Tal hinunter
bietet, sind es nur selten Fremde, die hier hinauf
wollen. Der Ort ist nur eine von vielen Berggemeinden
im Wallis, die Mühe haben, ihre Jungen im Dorf zu
halten. Arbeit gibt es kaum, nur gerade ein Bauer betreibt
seine Landwirtschaft noch im Vollerwerb. Wie
Leukerbad setzt auch das kleine Bergdorf auf Tourismus,
um das eine oder andere zusätzliche Einkommen
zu sichern. Erschmatt hat sich deshalb kürzlich ein
neues Signet und einen Werbespruch zugelegt. ÈLeben
auf der SonnenseiteÇ verspricht nicht nur den Feriengästen
einen angenehmen Aufenthalt. Man hofft, damit
auch junge Familien ins Dorf zu locken. Obwohl:
die Schule wurde kürzlich mit derjeingen anderer Gemeinden
zusammengelegt, die ABC-Schützen lernen
jetzt im Nachbardorf.
Wo die Alpen enden von Peter Hunziker steht unter einer Creative Commons Namensnennung-Nicht-kommerziell-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Schweiz Lizenz. Über diese Lizenz hinausgehende Erlaubnisse können Sie unter http://www.verbis.ch erhalten.
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